Trio Tabula rasa
Moderne Jazzkompositionen und klassische Orgelwerke in einem Klangraum. Drei starke Musikerpersönlichkeiten aus unterschiedlichen Genres kreieren gemeinsam einen Sound, den man in dieser Form vermutlich nicht oft zu hören bekommt.
Evelin Affolderbach – Orgel
Chris Fischer – Trompete / Flügelhorn
Andy Gillmann – Drumset / Percussion
Der lateinische Ausdruck tabula rasa (tabula „Tafel“ und rasa „geschabt“, radere „schaben“) bezeichnet ursprünglich eine wachsüberzogene Schreibtafel, die durch Abschaben der Schrift geglättet wurde und wie ein unbeschriebenes Blatt neu beschrieben werden kann (Wikipedia).
Das Trio firmiert mit Bedacht unter diesem Namen.
Bildlich gesprochen war dieser Prozess für die drei Musiker*innen Grundvoraussetzung für ein gemeinsames musikalisches Wirken. Man musste bereit sein, sich ein bisschen neu zu erfinden und offen dafür sein, was dabei herauskommt.
Aber am Ende ist Musik eben Musik. Egal, ob man ursprünglich durch
die klassische- oder durch die Popularmusik sozialisiert wurde. In erster Linie geht und ging es den Dreien um Spaß und Freude am Austüfteln eines neuen musikalischen Projekts. Die Neugier war einfach größer als die Skepsis.
Und was gibt es Schöneres, als eine echte musikalische Herausforderung?
Der Wunsch…
von Evelin Affolderbach und Andy Gillmann, die seit über 20 Jahren miteinander verheiratet sind, einmal gemeinsam ein musikalisches Projekt zu gestalten und zu verwirklichen, war immer da.
Aber durch die Lebensumstände und die musikalischen Unterschiede schien es kaum möglich, diesen Wunsch einmal zu verwirklichen.
Mit den diversen Lockdowns während der Coronazeit 2020 und 2021 öffneten sich plötzlich ungeahnte Möglichkeiten und Zeitfenster. Jetzt konnten sie endlich die lange gehegten Ideen in Musse ausarbeiten.
Eine Reihe von Fragen…
Zu Beginn taten sich eine Reihe von Fragen auf. Wo ist die Schnittmenge zwischen Kirchenorgel und Drumset? Welche Kompositionen eignen sich, sind umsetzbar? Und wie lassen sich klassische Kompostionen zusammen mit modernen Jazzstücken zu einem homogenen Konzertprogramm zusammenfügen?
Diese Fragen galt es zu lösen und die vermeintlichen Wiederständen
nach und nach zur Seite zu räumen. Verschiedene Eigenkompositionen von Andy Gillmann, die allesamt aus dem modernen Jazzbereich stammen und schon auf diversen CDs veröffentlicht wurden, wurden ausprobiert, bearbeitet, arrangiert, verfeinert und ausgelotet (und teils auch verworfen).
Für Evelin Affolderbach, als klassisch ausgebildete Organistin, eine riesige Herausforderung, besonders in den Bereichen Improvisation und harmonische Umsetzung. Genauso die Stücke aus der klassischen Orgelliteratur, die für Andy Gillmann völliges Neuland bedeuteten und die eine Art Komposition neuer Schlagzeugstimmen erforderten.
Ebenfalls eine große Herausforderung, aber, wie gesagt, eine sehr schöne Herausforderung.
Mit Chris Fischer ergänzte ein Musiker das Projekt, der mit Trompete und Flügelhorn einen Sound mitbringt, der besonders in Kirchen wunderbar resoniert und der als Bindeglied wirkt zwischen den rhythmischen Facetten einerseits und den melodisch- harmonischen Facetten andererseits. Mit seinen klanglichen und improvisatorischen Fähigkeiten, sowohl als Trompeter, wie auch als Flügelhornist, spannt Fischer einen weiten Bogen über die Jazz-Phrasierung und versetzt klassische Melodien in die Koordinaten von Blues und Ethno. Aber Genre-Kategorien greifen hier einmal mehr zu kurz, um eine Vorstellung vom Stil der Gruppe zu vermitteln.
IDO 2021
Ende 2021 spielten die drei Musiker (noch unter dem Namen: Gillmann – Fischer – Affolderbach) beim Internationalen Orgelfestival in Düsseldorf.
Dieses Konzert sollte auf den Punkt bringen, ob man das Projekt ernsthaft und ambitioniert weiter verfolgt oder lieber die Finger davon lässt.
Die intensive Probearbeit lohnte sich. Die Resonanz war phantastisch und man konnte gut spüren, wie verblüfft und beglückt viele Zuhörer:innen von diesem Konzerterlebnis waren. Den Musikern ging es genauso. Dieses Konzert war ein wichtiger Impuls, dem Projekt einen eigenen Namen zu geben und eine professionelle Präsentation in Ton, Bild und Schrift in Angriff zu nehmen.
Trio Tabular rasa in concert…
Sobald der erste Ton erklingt, weiß man, dass es sich hier nicht um ein rein in der klassischen Klangsprache verwurzeltes Konzerterlebnis handelt.
Das macht der Konzert Opener Einmarsch der Löwen, aus Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“ schnell klar. Nach einem Dschungelartigen Intro von Drumset und Trompete, marschiert die Orgel mit einem wuchtigen Sound in den Raum. Ein kraftvolles Stück Musik garniert mit einem humorvollen Augenzwinkern.
Das Rondo alla celtica von Hans-André Stamm ist schon als Orgelsolostück ein Publikumsliebling, weil es die Zuhörer*innen von Anfang bis Ende in Atem hält. In der Kombination mit Schlagzeug wird dieser Aspekt noch verstärkt. Das Flügelhorn hebt Teile der Melodie farbig hervor, wobei es klingt, als wäre das Horn ein zusätzliches Register der Orgel.
Charleston aus der Tanzsuite von Andreas Willscher
Wenn man einmal gehört hat, wie dieses Orgelstück zusammen mit Trompete und Schlagzeug klingt, möchte man es nicht mehr nur von der Orgel hören!
Lost, eine Komposition von Andy Gillmann, erschien 2018 auf CD, eingespielt vom JazzQuartett FORSONICS für das Label JazzSick. Mit diesem Stück ist Gillmann ein Wurf gelungen, der in der Presse und im Radio für viel Resonanz sorgte. Der spirituelle Charakter dieser Komposition wird durch die ungewöhnliche Besetzung mit der Kirchenorgel und dem Flügelhorn noch stärker hervorgehoben.
Das aktuelle Konzert Programm:
Aus: Karneval der Tiere, Königsmarsch der Löwen | C. Saint-Saens |
Liberation | A. Gillmann |
Rondo alla celtica | H.-A. Stamm |
Lost | A. Gillmann |
Litanies | J. Alain |
Twilight | A. Gillmann |
Au privave | Ch. Parker |
Sortie | J.A. Lefebure-Wely |
Charleston | A. Willscher |
Wupper Fado | A. Gillmann |